13. September 2015

Shrimad Bhagavatam Diskurs, 4.-7.Tag

Das Leben Krishnas


Die Erzählungen der Shrimad Bhagavatam schildern den Weg von Bhakti, durch den man Narayana erreichen kann. Die letzten Tage des Shrimad Bhagavatam Diskurses waren reich an Einblicken in diesen Pfad.

In vielen Erzählungen der Shrimad Bhagavatam lehrt Devarishi Narada, dass die einfachste Methode, um frei zu werden, ist, den Geschichten über die Herrlichkeit des Herrn zu lauschen.
Diese Geschichten erwecken Bhakti durch Gnade und helfen uns, unseren Verstand zu beruhigen.
Swamiji wies darauf hin, dass diese Geschichten zeigen, wie sich aufgrund unserer Erwartungen  Elend auftut.

Die Geschichten über die Herrlichkeit des Herrn zu hören arbeitet an uns auf zwei Weisen: Wir bekommen die Gelegenheit, unseren Geist mit Vorstellungen darüber zu füllen, was gut und was nicht gut ist. Das hilft uns auf eine Weise zu handeln, die positive Qualitäten in uns erweckt.
Aber was noch wichtiger ist: wenn wir einen spirituellen Meister finden, durch den wir von der Herrlichkeit des Herrn hören, praktizieren wir Demut.

Gott selbst ist sehr bescheiden, wie Er regelmäßig in Seinen Inkarnationen beweist. Man wird bescheiden, wenn man zu Seinen Bhaktas geht (und zwar zu Heiligen, die dem Göttlichen vollkommen ergeben sind), um zu lernen. Uddhava war ein geliebter Devotee Krishnas und sein erstes Zusammentreffen mit den Gopis in Vrindavan beschreibt seine Wandlung zur Demut.

Die Geschichte beginnt, als Krishna zu Uddhava sagt: „Ich bin Liebe, aber Ich kann sie dir nicht geben. Geh zu meinen Bhaktas." Nun, Uddhava war ein sehr gelehrter Mann. Er plante auf seinem Weg nach Vrindavan, die Gopis zu lehren, wie man sich auf den formlosen Gott konzentriert, so, wie es die Schriften lehren, in denen er geschult war. Als er aber dann dort war, teilten ihm die Gopis mit, dass sie beim Hören seiner Philosophie nichts empfanden, dass sie aber wüssten, dass Krishna in jedem Augenblick ihres Lebens da sei. Sie erlebten Ihn fortwährend. Dadurch, dass Uddhava bei den Gopis war, konnte er Liebe unmittelbar erfahren. Das hatte er vorher theoretisch nicht einmal annähernd verstehen können. Uddhava hatte nie zuvor diese Liebe gefühlt, aber durch die Gegenwart der Gopis konnte er Krishnas Liebe durch sie erfahren.


Themen der Tage 4-7

Die Dashavatare (die „10 Inkarnationen"): Wir hörten die Geschichten über die10 zentralen Inkarnationen Narayanas. Dazu gehören Matsya (der Fisch) Narasimha (der Löwen-Mensch), Vamana (der Zwerg), Kurma (die Schildkröte) und Parasurama (der Krieger mit der Axt). Diese Geschichten sind sehr kraftvoll, denn während sie von Begebenheiten erzählen, die in der äußeren Welt stattzufinden scheinen, repräsentiert jede von ihnen eine konkrete Weise der Annäherung an die Spiritualität in unserem Innern.

Hingabe und Ergebenheit: Wir hörten die Geschichten von bedeutenden Bhaktas, welche extreme Prüfungen mit transformierender Ergebenheit und Hingabe an den Herrn bewältigten. Wir hörten von König Ambarisha (eine von Swamijis Lieblingsgeschichten), der von einem wütenden Weisen mit dem Tod bedroht wurde, weil er sein Fasten gebrochen hatte. Wir hörten ebenfalls von Gajendra - die berühmte Geschichte des Elefanten, der von einem Krokodil angegriffen wurde. Als niemand da war, um ihm zu helfen, rief er nach Narayana, der ihn rettete.

Sadhana und demütige Zielstrebigkeit: Swamiji sprach während des vierten Tages darüber, dass man sich täglich mit einer Haltung der Hoffnung an seine Sadhana begeben sollte. Er sagte, dass man am Morgen aufwachen, sich auf Gott konzentrieren und sagen solle: „Ich werde Ihn heute sehen!" Er erinnerte uns daran, dass Gott weit entfernt erscheinen mag, wir aber in Wirklichkeit jeden Tag die Möglichkeit haben, Ihn zu erreichen. Swamiji sagte weiter, dass wenn du Ihn heute nicht gesehen hast, dann sei demütiger. Nur durch Bescheidenheit wird Er sich offenbaren.
Nach all diesen fantastischen Geschichten und spirituellen Botschaften war der eigentliche Schwerpunkt der Shrimad Bhagavatam jedoch ...

Das Leben Sri Krishnas
Der hauptsächliche Schwerpunkt der Shrimad Bhagavatam ist das Leben Sri Krishnas, des achten Avatars von Narayana. Wir erfuhren Details und versteckte Bedeutungen über jede Phase Seines Lebens:
- Seine gefährliche und doch so wundervolle Erscheinung bei Seinen 'Eltern' Devaki und Vasudeva in Kamsas Gefängnis.
- Seine Kindheit als Kuhhirte in Gokul, als Er Seine Freunde und Familie vor vielen Dämonen beschützte, einschließlich Seiner Erscheinung als Giridhari, Desjenigen, der den Berg Govardhana hochhob.
- Krishna als Herrscher: als Er grausame Könige und Dämonen bekämpfte und die Stadt Dwaraka regierte.
- Die Schlacht von Kurukshetra: als Er Arjun die Bhagavad Gita lehrte und den Pandavas half, ihr Königreich wiederherzustellen.

Bei all den Abenteuern, die in Krishnas Leben stattfanden, war in diesem Diskurs mit Swamiji jedoch die Hingabe der Gopis das wiederholte Hauptthema in Krishnas Leben.
Gegen Ende von Krishnas Aufenthalt in Vrindavan fand die Rasa Lila statt, der mystische Mitternachtstanz von Krishna mit den Gopis. Zu Beginn dieser Geschichte sagte Swamiji, dass dies das Herz der Shrimad Bhagavatam sei.
Die Rasa Lila fing an einem Herbstabend an, als Krishna raus in den Wald ging. Er begann seine Flöte zu spielen, was überall in Vrindavan von den Gopis gehört wurde. Wo sie auch waren, sie wussten sofort, dass Krishna sie rief.
Um Krishna auf der Stelle zu sehen, verließen sie alles, was sie gerade taten - ihre Familien, ihre Hausarbeit, alles – und gingen los, um Ihn zu suchen.

Duhantyo 'bhiyayuh kascid
doham hitva samutsukah
payo hitva samutsukah
anudvasyapara yayuh

Übersetzung:
Einige der Gopis molken die Kühe, als sie Krishnas Flöte hörten. Sie hörten auf zu melken und liefen los, um Ihn zu treffen. Einige ließen die Milch auf dem Herd gerinnen und andere ließen Kuchen im Ofen verbrennen.

Als die Gopis dem Platz näher kamen, wo sie Krishna vermuteten, ließ Er sich verschwinden. Als den Gopis nicht gelang, Ihn zu finden, suchten sie verzweifelt überall nach Ihm. Als Er ihr Suchen sah, erschien ihnen Krishna majestätisch in der Form von Mahavishnu, dem Herrn der Universums, und fragte: „Wen sucht ihr?" Die Gopis verbeugten sich aus Respekt vor Ihm und fragten nur: „Hast Du unseren Krishna gesehen?"

Die Gopis fingen an das zu singen, was nun als die Gopi Gita bekannt ist. Swamiji gab Erläuterungen zu jedem der Verse – jedes Wort triefend mit der unglaublichen Liebe, die die Gopis für Krishna hatten.

Die Gopi Gita ist das Herz der Bhagavatam. Es gibt keine Bhagavatam außer der Gopi Gita, dem Gesang der Gopis, dem Verlangen nach dem Geliebten. Die Gopis waren so voller Liebe, aber zur selben Zeit schmerzte ihr Herz, sie konnten Krishna nicht sehen. Sie weinten und jammerten: „Wo bist Du, mein Herr?"

Seht, die Gopis sehnten sich so sehr nach Krishna. Ihr Herz brannte und gleichzeitig wurde ihr Herz demütig.

Dayita drsyatam, das bedeutet, dass sie aufgrund dieses starken Verlangens demütig und hingegeben waren. Durch dieses tiefe Verlangen und als sie sich hingaben, erwachte das Gefühl und die Gnade Gottes wurde erweckt. „Oh Krishna...", dann beteten die Gopis: „Schau nicht auf unsere Fehler, auf unsere Fehltritte. Ganz gleich, wie wir sind, wir gehören Dir. Bitte gib uns ein Zeichen, dass Du hier bist. Du bist unser Herz. Du füllst unser Herz mit Glück."

Die Gopis waren sich sehr wohl ihres Stolzes bewusst und sie wussten, warum Krishna sich ihnen nicht zeigte. Sie fingen an zu weinen, ihre Augen waren voller Tränen und sie waren demütig. Sie konnten nicht richtig sprechen. Tränen flossen aus ihren Augen. Sie dürsteten nach nur einem: den Darshan von Krishna zu haben. Denn das war das Einzige, was sie erfüllen konnte.
Krishna schaute und lächelte. Und so sagte Bhagavan: „Ich wohne in jedermanns Herz. Ich habe diese Unterhaltung mit euch, damit ihr euch keine Gedanken um Mein Erscheinen macht."

Als die Gopis - sich nach Ihm sehnend und nach Ihm rufend - dem Herrn ihre Gebete darbrachten, auf dieselbe Weise, wie sie die Musik, den Ruf der Flöte in ihren Herzen hörten, konnten sie Krishnas innere Stimme hören. Sie konnten Krishna in ihren Herzen sprechen hören. Diese Unterhaltung, die sie mit Krishna hatten, wisst ihr, sie war nicht außerhalb, sie war innerhalb von ihnen. Und  Krishna sagte: „Ihr hört Meine Stimme, Ich bin der unsichtbare Gott. Also könnt ihr Mich hören. Weshalb also wollt ihr Mich sehen? Was habt ihr mit dieser Form zu tun? Weshalb möchtet ihr, dass Ich erscheine? Ihr könnt Mich in eurem Innern hören, seid glücklich!"

So antworteten die Gopis: „O Geliebter, die Liebenden, die Bhaktas, diejenigen, die Gott hingegeben sind, sind niemals zufrieden mit der Liebe im Herzen. Sie sehnen sich danach, in der physischen Präsens ihres Geliebten zu sein. Wir möchten den Nektar Deiner Swarupa trinken." Hier sehnten sich die Gopis. Sie konnten in sich hören, wisst ihr, aber: „Nein,wir wollen nicht. Wir wollen Deine Form. Das ist es, womit wir uns identifizieren können. Den unsichtbaren Gott wollen wir nicht. Er ist unsichtbar.Was kann man mit Ihm machen? Welchen Namen soll man Ihm geben?Welche Form soll man Ihm geben? Der Verstand kann Ihn sich nicht vorstellen. Ich weiß, Du bist überall. Du bist in allem gegenwärtig. Aber die Süße der Form.´Wir haben eine Form, wir haben einen Verstand, wir haben einen Körper. Unser Verstand sucht ständig nach etwas - nicht wahr? - um sich daran festzuhalten und damit können wir uns identifizieren.

Und die Gopis sagten: „Du sprichst davon, dass wir dich nur hören dürfen, uns nur innerlich an Dir erfreuen dürfen. Das ist nicht genug für uns." Stellt euch diese Intensität vor! Manchmal sagen die Leute: „Okay, ich habe Gott in mir gefunden, ich bin glücklich." Hier sagen die Gopis: „Nein.Wir sind glücklich, es ist in Ordnung, wir haben Dich in unseren Herzen. Wir sind zufrieden, dass wir Dich in unseren Herzen haben, aber wir wollen Dich auch im Außen (das Publikum applaudiert laut). Sie liebten Krishna. Ihre Augen wollten Ihn erleben. Sie wollten Ihn, Seine Wirklichkeit. Deshalb machten sie Einwände. Sie sagten: „Weshalb hast Du uns dann Augen gegeben, wenn wir nicht in der Lage sind, Dich zu sehen? Was hat das für einen Zweck, diese Augen zu haben?"

Jesus sagte es, nicht wahr? „Jene, die Augen haben zu sehen, sehen." Hier sagten die Gopis drei tausend Jahre vorher: „Wozu ist es gut, diese Augen zu haben, wenn wir Dich nicht sehen können?Wir sehen die Welt, wir sehen das Glück und das Elend. Auf dieselbe Weise, wie wir mit den physischen Augen das Glück und das Elend sehen können, wäre es schön, die höchste Glückseligkeit mit diesen Augen zu sehen."

Kurz gesagt, wenn wir den Shrimad-Bhagavatam-Diskurs betrachten, waren es sieben Tage der Nähe mit Gott.

Die Kursteilnehmer waren in der Lage, Gott in Seinen Geschichten zu begegnen, da das heilige Buch selbst eine Form von Narayana ist. Der Diskurs brachte uns dazu, die Lilas jedes Avatars in uns selbst zu sehen und zu fühlen. Die bei weitem süßeste Begegnung des Diskurses jedoch war jene von Gott als der Guru, der Zeit mit uns verbrachte, um diese reinigenden und erhebenden Erzählungen mit uns zu teilen und uns zu helfen, in der Liebe zu wachsen.

Es kommt nicht darauf an, welche Form, welchen Namen du nimmst. Solange du Hingabe und Glauben hast, solange deine Handlungen richtig sind und dein Geist frei von Stolz ist, wirst du Ihn erreichen. Und Bhagavan sagte, du brauchst nicht viele Leben, um Ihn zu erlangen. Du brauchst nur ein Leben, dieses Leben!

Vergiss all diese Leben, die du hattest. Du erinnerst dich nicht an sie. Vergiss deine zukünftigen Leben, die du haben wirst, denn du kannst es in diesem Leben beenden. Also erschaffe keine Illusion für die Zukunft. Denn das, was einen aufhält, ist man selbst. Wenn wir sagen: „Erinnere dich an Gott", so einfach, „werde ein Bhakta, gib dich Ihm hin!" Was sagt ihr dann? „Wann werde ich ein Bhakta werden? Wann werde ich mich hingeben? Es ist zu schwierig, zu weit weg." Nicht wahr?

Werde demütig! Nur durch Demut wird Er sich offenbaren. Er wird sich nicht offenbaren, wenn du sehr stolz sagst: „Ich kann dieses tun, ich kann jenes tun, ich kann das tun!" Was kannst du tun?
Nichts! Wenn Er es nicht will, wirst du niemals imstande sein zu tun. Nur indem du demütig bist, wird Er sich dir offenbaren.

Versuch es am nächsten Tag wieder. Es ist nicht falsch zu sagen, dass du nichts bist. Goswami Tulsidas sagte ebenfalls: „Ich bin der größte Sünder von allen. Ich weiß nicht, warum Ramji mir diese Aufgabe gegeben hat, die Ramcharitmanas zu schreiben." Er sagt das. Siehst du, wenn die Heiligen sagen: „Ich bin der größte Sünder", dient das dazu, dass sie demütig bleiben. Sie sagen es nicht nur, sie meinen es. Deshalb kommt Gott zu Ihnen, weil sie sich demütigen, sich erniedrigen. Indem sie nach unten gehen, wird Bhagavan kommen und sie emporheben. Aber wenn du bereits oben bist, wie kann Er dich dann erhöhen? Arroganz wird dich nirgendwo hinbringen, nur wenn du bescheiden bist. Und nur, wenn du demütig bist, wird Er sich dir geben.