6. Juni 2014

Nord Indien Pilgerreise mit Swami Vishwananda, 10.Tag

Samstag, 31. Mai
Paartha schreibt:

Am nächsten Tag fuhren wir erst gegen Mittag ab weil Swami am Vormittag einem Filmemacher, der einen Dokumentarfilm über Bhakti macht, ein Interview gab. Während der Busfahrt erzählte uns Swami die Geschichte der Pandavas im Exil:



“Während einem Jahr im Exil mussten die Pandavas inkognito leben. Sie waren also im Exil. Weshalb waren sie im Exil? Sie hatten das Würfelspiel verloren. Während jener Zeit verloren sie auch ihren ganzen Besitz, alles. Natürlich war Draupadi sehr wütend, auch mit ihren Ehemännern, weil diese sie nicht beschützen konnten. Dies war der Moment, als die Kauravas versuchten, ihr die Kleider vom Leib wegzunehmen und in diesem Augenblick rief sie zu Krishna und der bedeckte sie mit einem endlosen Kleid. 



So geschah es, dass sie in ihren Palast zurück geschickt wurden unter einer Bedingung, dass sie 12 Jahre im Exil verbringen mussten, und ein Jahr davon ganz inkognito, niemand sollte von ihnen wissen. Also kamen sie hier zu diesem Platz (Palast von König Virat) wo wir nun hingehen. Bhim wurde Koch, ein anderer kümmerte sich um die Pferde, er war sehr gut darin, Yudhishtira wurde Ratgeber des Königs, Arjun wurde Tänzer, er war wie eine Frau gekleidet und für ein Jahr und wurde Brihannala genannt. Er war ein sehr guter Tänzer. Während diesem Jahr war König Virat der einzige der wusste, dass sie die Pandavas waren und er gab ihnen bereitwillig einen Platz, aber er sagte niemandem etwas. Während diesem Jahr blühte das Königreich auf, wurde gross, dieses Königreich das vorher niemanden interessierte, um das sich niemand kümmerte, es stand immer an letzter Stelle, doch während jenem Jahr blühte es so wunderbar auf, aber niemand wusste weshalb. Bei den Kauravas war Shakuni sehr weise. Shakuni ist der Onkel der Kauravas, er war ein ausgezeichneter Mann, sein Verstand brilliant. Krishna sagte auch, eine Person vor der ich mich fürchte ist Shakuni, denn er erkennt meine Pläne immer zum Voraus. Doch eine Person vor der Shakuni immer angst hatte, war Krishna. Besonders dann, wenn Krishna jeweils zu ihm sagte: “mamajiii” (Onkel), begann sich Shakuni zu fürchten und sagte  “Yadhavji, nenne mich nicht Mama”. Weshalb? Weil Krishna seinen eigenen Onkel Kansa tötete. Und natürlich möchte niemand an Kansas Stelle sein. So jedes Mal, wenn Krishna absichtlich Shakuni Mama rief, wurde Mama überängstlich. An diesem Platz also waren die Pandavas. Shakuni also sagte, ja, ich weiss dass sie hier sind, doch ich weiss nicht wie sie hier sind. So gingen sie also dorthin und versuchten herauszufinden, wer wer war. Sie gingen also zu König Virat „Wir wissen sicher dass die Pandavas sich hier verstecken, sag uns wo.“ Und der König sagte „Nein, wenn die Pandavas hier wären würde ich mich gross fühlen, doch sie sind nicht hier.“ Danach sagten die Kauravas, dass sie seine Armee bekämpfen würden wenn er sie nicht nachschauen liesse, doch Virat sagte “Nein, das ist mein Königreich, sogar wenn sie hier wären, wären sie unter meinem Schutz. Ich erlaube euch nicht zu suchen oder irgendjemandem Fragen zu stellen.“ Er war ein gerechter König und die Pandavas respektierten das. 


Die Regelung war so, dass bis Sonnenuntergang am letzten Tag (des Exils) niemand sie erkennen sollte. Als nun diese Zeit da war, griffen die Kauravas das Königreich von Virat Raj an. Die Kauravas teilten die Armee auf und umzingelten den Ort. Arjun, als Frau gekleidet ging nur mit dem Prinzen, der war damals 14 Jahre alt, Arunja nahm ihn, denn alle andern Männer waren auf der andern Seite. Als sie mit dem Angriff starteten, kamen sie von beiden Seiten.


Arjun nahm den Prinzen nur um dorthin zu gehen. Es war die Zeit für den Angriff. Der Prinz schoss einen Pfeil, doch als er die feindliche Armee sah, bekam er Angst. Arjun sagte zu ihm „kämpfe!“ Doch dann schaute der zu Arjun und sagte „Du bist ein Eunuch, was verstehst du denn vom Kämpfen? Du kennst dich nicht aus in der Kampfeskunst.“ Doch Arjuna sagte: „Ich sage dir, kämpfe, kämpfe!“ und er gab sich ihm als Arjuna zu erkennen. Doch der Prinz konnte nicht kämpfen, deshalb übernahm Arjuna und versetzte die Kaurva Armee in Schlaf mit einer besonderen Waffe (astra sammohana) die er erhalten hatte (Bhishma hatte eine Gegenwaffe, gebrauchte sie aber nicht weil er wollte dass der Krieg aufhöre). 


Sie gingen in den nahegelegenen Wald wo vorher, als sie noch inkognito waren, alle Pandavas ihre Waffen versteckt hatten. Devi (Maya) versteckte mit ihrer Maya die Waffen. Es war nun also Zeit. Als Arjun dorthin ging, gab Devi Arjun die Waffen zurück. Arjun wartete bis Sonnenuntergang. Als der letzte Sonnenstrahl verschwand kam Arjun, diesmal in normalen Kleidern und er begann mit den Kauravas zu kämpfen um König Virajs Palast zu beschützen. Nach der Schlacht installierten sie den Shiv ling. Dies war um „Danke“ zu sagen an Devi, die ihnen ihre Waffen versteckte und sie waren dankbar dafür, ein Jahr inkognito zu sein. Krishna bat sie, den Shiva Ling dorthin zu legen. 

In diesem Garten (wo wir im Moment sind) traf Draupadi jeweils Krishna und die Pandavas wann immer sie um ein Treffen baten. Wisst ihr wie sie um ein Treffen baten? Es gibt einen bestimmten Laddhu, genauer Peysanka Laddhu. Wann immer Bhim Peysanka Laddhu machte und es als Prasad an alle schickte, dann wussten sie, dass sie sich dort treffen sollten. Der König mochte Peysana Laddhu nicht, doch an dem Tag, wo sie sich treffen sollten war Peysanka Kaddhu auf seinem Tablett.“ 


Als wir am Ort des Shiva Lingams ankamen war es 46 Grad heiss und die Airconditioning im Bus funktionierte nicht richtig. Wir gingen schnell in den Tempel hinein, denn dort war es wenigstens ein bisschen kühler. Wie auf dem Foto zu sehen, ist der Lingam unten etwas dünner. Der Priester erklärte uns, das sei deshalb, weil die Pandavas ihn dorthin setzen und Bhim, der zu stark war, ihn etwas zerdrückt habe, als er ihn in der Hand hielt. 

  
Unter dem Tempel waren zwei Bassins, eines war im Gebäude drin und wurde von Draupadi zum Baden benützt und das andere draussen von ihren Ehemännern. 


Doch als wir dort waren, hatten die Dorfjungen davon Besitz genommen. Der Priester sagte, dass das Wasser dieses Beckens, das nur 5-6 Fuss tief ist, nie aufhört zu fliessen seit das Becken gebaut worden war. Das Dorf hatte deshalb nie ein Wasserproblem, wo hingegen in der umliegenden Gegend immer Wasserknappheit herrsche. 

Der nächste Tempel zu dem wir gingen war der Kalika Tempel. Es heißt, dass ein paar Haare von Sati an dieser Stelle niederfielen. (Der „offizielle“ Ort jedoch wo Satis Haar hinfiel ist Dakshineshwar Tempel in Calcutta wo Sri Ramakrishna jeweils anbetete.)



 Die Geschichte dieses Kalika Tempels geht zurück zu einem König mit Namen Jai Singh, der eine Statue dort plaziert hatte. Einmal, während Navaratri als die Tempeldamen gechantet haben, betrat eine junge Dame den Palast und begann mit den andern Frauen zu singen. Sie war ausserordentlich schön und ihr Stimme äusserst wohlklingend. Nachdem das Singen vorüber war sagte die Frau zum König „Ich bin glücklich, frage mich um eine Gunst.“ Der König sagte, dass er sie heiraten möchte. Daraufhin wurde die Göttin wütend und verfluchte den König indem sie sagte: „Du bist agnostisch und stolz geworden wegen deines Königreichs. Beide, du und das Königreich werden zerstört!“ Das gesagt, verschwand die Göttin. Das Bild von Kalika begann in die Erde zu versinken. Ein Heiliger, welcher hinter dem Palast wohnte, flehte die Göttin an zu bleiben zum Nutzen der Menschheit. Sie versank in der Folge nicht weiter im Boden, nur Ihr Kopf ragte noch aus dem Boden heraus. So ist sie heute noch da und wird dort verehrt. Der König wurde später in einer Schlacht getötet und die Stadt verödete für längere Zeit, bis sie dann später wieder aufgebaut wurde. 

Man kann sich fragen, weshalb sie diesen König derart hart behandelte, doch wann auch immer Gottheiten oder Heilige einen Fluch über jemanden aussprechen, ist es immer auch eine verhüllte Segnung. Als Menschen ist unsere Wahrnehmung beschränkt und wir sehen nur, was uns auf dieser physischen Ebene geschieht, was nichts ist im Vergleich mit der Entwicklung und dem Lernen der spirituellen Seele, die wir eigentlich sind, durch verschiedene Inkarnationen über Jahrhunderte, Jahrtausende und darüber hinaus. 


Ein etwas verschwommenes Foto des Kali Pindi (man kann Sie erkennen auf dem Boden mit einer Krone und goldenen Augen) da es oft nicht erlaubt ist, Fotos von Original-Gottheiten zu machen.

Wir kauften etwas Prasad und Saris die wir Kali opferten und gingen die Stufen hinunter für Ihren Darshan. Als wir das Heiligtum betraten sahen wir Ihre herrliche Form eines Pindi. Es war eine mit Liebe erfüllte Stimmung und wir konnten einige Minuten vor Ihr verweilen, sie verehren und zu Ihr beten. Es schien, als sei Sie sehr glücklich Guruji und uns Sie besuchen zu sehen. Nach dem Darshan blieb Guruji noch eine Weile betend dort. Nach der Circumbulation gab mir eine Priesterin (?) das Prasad für unsere Gruppe und segnete einige von uns.  

Guruji praying in Kali Temple
Den Rest des Tages hatten wir frei um zu shoppen und einen Hollywoodfilm (X-Men) in Hindisynchronisation anzuschauen. Ich weiss nicht was die Inder im Kino mehr amüsierte, den Film zu schauen oder die Tatsache, dass 40 Europäer (Goras) sich einen Film ansahen in dem sie kein einziges Wort verstanden…..