Wenige Zeit nachdem ich Swamiji das erste Mal getroffen hatte, machten wir im Mai 2000 eine Pilgerreise durch Italien und besuchten unter anderem den wunderschönen Ort d´Oropa, eingebettet in einer Bergkette oberhalb Turins. Die schneebedeckten Gipfel erinnerten uns an den Himalaya, welche glücksverheissend den Heiligen Ort der schwarzen Madonna von d´Oropa umranden. An diesem Ort sah ich das erste Mal das Abbild einer schwarzen Madonna, welches mich zutiefst innerlich berührte. Bisher empfand ich eine grosse Anziehungskraft der Göttlichen Mutter Kali, der grossen Schwarzen Mutter aus der hinduistischen Tradition. Swamiji bestätigte uns in einem späteren Gespräch unsere Ahnung, dass die schwarze Madonna aus der christlichen Tradition die gleiche ist, wie in der hinduistischen. Seine Erklärungen zur Farbe schwarz waren, dass schwarz immer schwarz bleibt, welche Farbe man auch versucht darunter zu mischen, da schwarz als einzige Farbe die Eigenschaft hat andere zu absorbieren.
Der Klosterladen am Ort war gut besucht von unserer Pilgergruppe und einige von uns kauften sich wunderschöne grosse Statuen der schwarzen Maria d´Oropas. Sehnsüchtig schaute ich mir die Statuen zum Kauf an, wie gerne hätte ich mir auch eine grosse Statue gekauft, wohlwissend dass ich mir im Moment keine leisten konnte. So entschied ich mich letztendlich für die kleinste schwarze Madonna und nahm sie auf mein Zimmer.
Durch ein Zufall teilten wir in dieser Nacht ein Zimmer genau neben Swamiji. Am späten Abend hörte ich Stimmen auf dem Gang und gesellte mich dazu. Nach einiger Zeit kam Swamiji aus seinem Zimmer. Ein wunderbarer intensiver Rosenduft kam uns entgegen. Er fragte nach einem Handtuch. In meinem Zimmer fand ich jedoch in der Eile kein frisches Handtuch sondern schnappte meinen frisch gewaschenen Schal. Er wischte seine von Rosenöl triefenden Hände darin ab. Ich hatte ihn an diesem Abend das erste Mal in diesem schmerzvollen Zustand erlebt und war tief berührt von seiner demütigen Ausstrahlung. Plötzlich erinnerte ich mich an meine neuerworbene kleine Marienstatue, holte sie schnell und hielt sie etwas schüchtern in meinen Händen. Er entdeckte sie und nahm sie mir sogleich aus der Hand. Mit dem Öl seiner Hände streichte er liebevoll die kleine Statue ein und gab sie mir zurück. Ich glaube in dieser Nacht hat fast keiner von uns ein Auge zugemacht, da der intensive Rosenduft uns ständig umhüllte.
Ein oder zwei Tage später besuchten wir einen weiteren Pilgerort in Norditalien. Ich ging als letzte aus dem Bus und sah auf einmal Swami vor mir stehend. Nach einem kurzen persönlichen Wortwechsel schaute er versonnen in den Himmel und sagte daraufhin, ich solle nicht traurig sein, dass ich nicht so viel Geld habe. Gott würde uns schon mit allem beschenken, was wirklich wichtig für uns ist. Zum wiederholten Male sagte er mir eindringlich „ … you know, I know everything …“ und ging weiter. Diese Worte haben sich tief in mir eingeprägt und führten mich auf meinem weiteren Lebensweg mit Guruji.
Mehrere Jahre später zog Pritalananada endgültig zu uns in den Steffenshof und brachte all seine wichtigsten Sachen mit. Darunter befand sich auch eine wunderschöne grössere Statue der schwarzen Madonna aus d´Oropa. Nichts ahnend stellte er sie auf das Fensterbrett im Wohnzimmer, wo sie mich über viele Monate hinweg an meine früheren Erlebnisse erinnerte.
Bei einer grösseren Aufräumaktion im Wohnzimmer, fasste ich mir ein Herz und fragte Pritala, ob ich speziell diese Maria haben könne. Natürlich gab er sie mir gerne. Seither hab ich zwei schwarze Madonnen in meinem Zimmer, eine kleine und eine grössere, denn Gott weiss alles ….
Dakshini, Springen