6. September 2015

Shreemad Bhagavatam Kurs – 3. Tag / Teil 1


Am dritten Tag des Shreemad Bhagavatam Kurses redete Sri Swami Vishwananda über viele Geschichten, in denen große Bhaktas der Antike – Könige, Weise und Haushaltsvorstände eine außerordentliche Hingabe an Gott entwickelt hatten.

Etwas weiter unten im Artikel folgen dann Beispiele, das Thema ist jedoch stets dasselbe: der Herr ist immer gegenwärtig und stets mit jedem Einzelnen. Trotz Schwierigkeiten, und ganz gleich, welche Reinigungen wir durchmachen auf dem Pfad zur Gottesrealisation, Er ist mit uns, sorgt ständig für uns.

Wegen der vielen schönen Geschichten, über die Swamiji während des Kurses sprach, teilen wir den Artikel in zwei Teile auf.


Themen des dritten Tages

  • Sogar einige Heilige haben Schwierigkeiten, der äußeren Welt zu entsagen: Etliche Heilige, wie Annamacharya, Ramadasu – selbst wenn sie mit großen spirituellen Vorzügen aus ihren Vorleben geboren wurden, mussten Zeit ihres Lebens durch große Prüfungen hindurchgehen. Dennoch, als sie die Gnade empfingen, erlangten sie Erkenntnis. Swamiji sprach darüber in Verbindung zu unseren eigenen Kämpfen auf dem spirituellen Pfad: „Um diese Gnade zu empfangen, deshalb seid ihr geboren."
  • Es gibt drei „Wahrheiten": Gott, der Guru, und wir. Alles andere ist eine Illusion.
  • Dhruva, ein Prinzenjunge, der zum Asketen wurde: Der Urenkel von Lord Brahma war von seiner Familie verstoßen worden. Um die Liebe von seiner Familie zu erlangen, ging Dhruva in den Wald, um dort intensiv Buße zu tun, und erlangte am Ende soviel mehr – die Gnade vom Herrn Selbst. (Mehr siehe unten).
  • König Puranjana und die Stadt mit neun Toren: Narad Muni unterrichtete König Prachinabarhi über das höchste Ziel des Lebens, indem er ihm die Geschichte von einer Stadt mit neun Toren erzählte…(die ganze Geschichte in Teil 2 des Artikels über den 3. Tag).
  • Kommentar zum „Bhaja Govindam" Gesang: Swamiji sprach über den berühmten Gesang von Adi Shankaracharya, warum es nutzlos für den Geist ist, ein Leben lang nur Wissen anzusammeln: die einzige Beschäftigung, welche die Seele befreien wird, ist das Singen der heiligen Namen Gottes.
  • Rishabhadev: Wir lernten etwas über die Inkarnation Gottes als Rishabhadev: den Gründer des Jainismus, der ebenso ein erstaunlicher König war, welcher als Herrscher der frühen Menschheit große Fortschritte bescherte. Er hinterließ sein Königreich seinen 100 Söhnen, und bereiste die Welt während er Lehren über die Erhabenheit des Herrn verbreitete. Er lehrte die Menschen Gewaltlosigkeit, ‚'Yam' und ‚Niyam', das Tun und Nicht-Tun im Leben, und dass man den Schöpfer nicht vergessen dürfe, und die Menschen zu Narayana beten sollen, denn Er ist das Höchste Heil.
  • Der Weise Bharata: Bharata war der Älteste von den 100 Söhnen Rishabhadevs. Jeder der Söhne der Söhne war tugendhaft, doch als Rishabhadev alt wurde und beschloss, sein Königtum zu übergeben um Asket zu werden, ernannte er  Bharata zum Herrscher über das Königreich. Bharata herrschte über eine lange Zeit gerecht und weise, bevor auch er alt wurde   und sich in den Wald zurückzog. Durch viel Buße wurde er ein großer Weiser. Als er einmal an einem mutterlosen Rehkitz vorbeikam und Mitleid mit diesem verspürte, zog er es mit großer Fürsorge und Zuneigung auf. Als das Reh größer wurde, fuhr er fort, nach diesem zu sehen, und war kaum jemals von diesem getrennt. Bharata sorgte sich so sehr darum, dass er im Moment seines Todes nur an das Reh denken konnte. Wegen dieses letzten Gedankens wurde Bharata im nächsten Leben als ein Reh wiedergeboren! Doch wegen seiner guten Verdienste durch seine Gebete, konnte er sich an sein letztes Leben erinnern, und an seinen Fehler, und erneuerte seine Ausrichtung auf den spirituellen Pfad, um eines Tages den Herrn zu erreichen.
  • Hölle und Vergebung: Nachdem wir von dem Fall des Weisen Bharata in eine tierische Geburt gehört hatten, sprach Swamiji über die verschiedenen Stufen der Hölle, die Taten, welche die Menschen zur jeweiligen Stufe bringen, und den Zweck eines solchen Leidens. Swamiji empfahl (wie schon in der Vergangenheit), die Garuda Purana zu lesen, da sie über dieses Thema sehr ausführlich spricht. Er gab eine kurze Erklärung zu jeder Stufe, und sprach über die Wichtigkeit, Vergebung zu suchen und über Buße: wenn man eine zielgerichtete Hingabe an Narayana hat, und jedwede Sünde, die man getan haben mag, bereut, so wird diese Reue zur Buße. (Mehr in Teil 2 des Artikels über den 3. Tag).
  • Achamila: Ein Brahmane, der in Einklang lebte mit den rechten Lebensregeln, verfiel einem sündigen Lebensstil. 'Zufällig' galt sein letzter Gedanke vor dem Tod seinem Sohn, den er Narayana genannt hatte, und er rief nach ihm. Durch den heiligen Namen des Herrn bekam er eine zweite Chance im Leben, und diesmal erreichte er den Himmel.
Dhruva – ein leuchtendes Beispiel für Bhakti:

Dhruva war als Enkelsohn von Swáyambhuva Manu in eine königliche Familie geboren worden – der erste Mensch dieses Zeitalters – und Urenkel von Lord Brahma. Dhruva's Vater, König Uttanapada, hatte zwei Ehefrauen: Suniti und Suruchi.

Königin Suruchi, die Favoritin des Königs, hatte einen Sohn namens Uttama, und Königin Suniti hatte Dhruva.

Einmal sah Dhruva Uttama auf dem Schoß seines Vaters sitzen, und hatte den Wunsch, auch dort zu sitzen. Er begann, auf den Thron zu klettern, um seinem Halbbruder zu folgen, als ihn Königin Suruchi stoppte und ihn wegen des Versuchs verhöhnte. Sie machte Dhruva deutlich, dass er, weil er von der weniger favorisierten Frau des Königs geboren sei, niemals würdig sei, neben seinem Halbbruder auf dem Schoß des Königs zu sitzen (und damit auf dem Königsthron).
Dhruva war sehr verletzt, und ging zu seiner Mutter, um seinen Schmerz aufzulösen. Sie sagte, dass Dhruva trotz des Stachels in  Königin Suruchis Worten nicht in der Lage sei, dies zu lösen, indem er zu seinem Vater oder ihr ginge. Sie empfahl ihm, Buße tun zu gehen, und zum Vater von allem zu beten – zu Narayana.  

Dhruva verließ den Palast, um im Wald Buße zu tun. Er war erst 5 Jahre alt. Er setzte sich in die Wildnis, und begann „Om Namo Bhagavate Vasudevaya" zu singen.
Devarishi Narada, der die Nachricht über den kleinen Prinzen gehört hatte, näherte sich ihm und verkündete ihm, dass er sich auf einer unklugen Reise befände, die er nicht zu Ende führen könne. Er wäre doch erst ein kleiner Junge! Sein Ziel sollte es sein, durch die vier Stadien des Lebens zu gehen, die vier Ashrame, und er wäre hier direkt in das letzte Stadium gesprungen – in die Entsagung der Welt um nach Gott zu streben – und würde versuchen, etwas zu vollenden, was viele Yogis nach vielen Leben harter Bußübungen nicht zu erreichen vermochten! 
Narada sagte ihm, dass er aufgeben solle, und ins Königreich zurückkehren solle, und dass er sich auf diesem Pfad versuchen solle, wenn er älter wäre.  

Dhruva erwiderte Narada respektvoll, dass er dazu bestimmt sei, den Weg zu vollenden, den er gewählt habe. Er bat den Göttlichen Rishi, ihn zu lehren, wie er die Gnade des Herrn erreichen könne.

Narada, berührt von der Entschlossenheit des Jungens, unterwies Dhruva darin, wie er die Göttlichen Namen singen solle. Dhruva begann umgehend damit, und mit intensiver Konzentration erreichte er in sehr kurzer Zeit einen hohen Zustand der Meditation. 

Durch seine Buße wurden selbst die Devas, einschließlich Indra, der König der Devas, nervös. Er glaubte, dass Dhruva soviel Buße tat, um die Devas zu überwältigen. Deshalb erklärte ihnen Narayana Selbst, dass Dhruvas Absichten rein wären, wenn dieser irgendeinen materiellen Nutzen daraus ziehen wollte, würde er stattdessen zu Brahma oder Shiva beten.
„Als Bhagavan die Intensität seiner Liebe sah, erschien Er endlich vor ihm und segnete ihn. Und Mahavishnu nahm Dhruva auf Seinen Schoß. So war Dhruva in Glückseligkeit. In ihm war eine große Freude.

Gestern sagte ich, dass wenn ihr erstmal erwachsen seid, dann weint ihr nicht mehr nach Gott, nicht? Nur Kinder weinen. Wenn ein Kind geboren ist, beginnt es als erstes zu schreien: ‚Oh du meine Güte, ich bin zurück in dieser Welt', nicht? Und das Kind braucht nichts weiter zu tun, es braucht nur zu schreien, und die Mutter rennt hin, ebenso wird der Vater angerannt kommen – automatisch. Das Gleiche mit Gott. Hier sagt Er: ‚Nun, da du erwachsen bist, bist du so stolz, dass du soviel weißt.' Er sagt: 'Nein, lass los davon. Sei wie ein Kind!'

In der Bibel sagte Christus ebenfalls: ‚Um das Königreich Gotters betreten zu können, müsst ihr wie die Kinder sein.' Er sagte hier: ‚Sei wieder wie ein Kind, weine nach Ihm, rufe nach Ihm!' Wenn Er eure Aufrichtigkeit hört, wenn Er euer wahrhaftiges Rufen hört, wird Er von wo auch immer Er ist, wisst ihr, Er kann in Vaikuntha, Goloka, wo auch immer sein, …Er wird kommen. Aber dieses Schreien muss Bhakti in sich haben, es muss diese Sehnsucht in sich tragen, Das ist es, was Ihn anzieht. Das wird Ihn, von wo immer Er ist, entführen. Wisst ihr, es ist so einfach. Ihr müsst nur mit Hingabe schreien. Ihr müsst mit Liebe schreien."
Mahavishnu segnete Dhruva indem Er Seine Conch an die Wange des Jungen hielt. Als er diese Gnade des Herrn erlangt hatte, begab sich Dhruva zurück ins Königreich. Sein Vater befand sich in einem Zustand tiefer Reue, dachte darüber nach, wie er seinen eigenen Sohn ohne Mitgefühl behandelt hatte, und hatte seine Armee ausgesandt, nach Dhruva zu suchen, währenddessen dieser meditiert hatte. Swamiji verglich Dhruvas Heimkehr mit der Bibel-Gechichte vom verlorenen Sohn.

Nach seiner Heimkehr ging Druva zu seinem Vater und seiner Stiefmutter, und verneigte sich zu deren Füßen – denn Dhruva war aufgrund ihres Handelns ausgezogen, und hatte die Gnade des Herrn erlangt.

Später wurde Dhruva zum König gekrönt, und sein Vater ging in den Wald, um zu meditieren und Buße zu tun. Dhruva ging durch Kämpfe mit Dämonen und Yakshasas, empfing einen Segen von Kubera, und regierte das Königreich über viele Jahre mit Pietät und Hingabe. Durch all dies war er so mit dem Namen Narayanas verwurzelt, dass ihn nichts aufwühlen konnte.

Am Ende von Dhruvas Leben, kam Narayana Selbst, um ihn zu empfangen. Suniti, Dhruvas Mutter, erreichte den Himmel. Durch den Segen Brahmas, wurde Dhruva der Platz auf dem Nordstern – dem 'Polarstern' der nördlichen Himmelsspäre – gegeben, den alle anderen Sterne umkreisen.

Swamiji bezeichnete  diese Geschichte als eine Erinnerung für uns, Gottes-Bewusstsein zu erlangen. Ist es einmal erlangt, kann auch uns nichts mehr aufwühlen.
Mehr Geschichten in Teil 2, der bald erscheint! ;-)