Nach einem Tag Ruhe ging es auf der Schweizer Darshan Tour weiter nach Ins, nahe dem Neuenburgersee. Ungefähr 400 Leute strömten in die wunderschön dekorierte Darshan Halle.
Swami stimmte wie in Rheinfelden als erstes einen einfachen Radhe Krishna Bhajan an und forderte alle auf, laut mitzusingen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten und mit Hilfe von Swamis Anleitung sangen zum Schluss alle kräftig mit.
Guruji fing seine Rede mit einer Frage an, die ihm vor kurzem gestellt wurde: „Wie kommt es, dass man in lang vergangenen Zeiten mit Mantren grosse Wunder wirken konnte und dies heute nicht mehr so ist?“
Swami Vishwananda erklärte, dass früher die Leute eine starke Liebe verspürten, wenn sie das Guru Mantra erhielten. Heute fehlt das Vertrauen und der Glaube. Die Haltung der Menschen heute ist so: Guruji bitte gib mir ein Mantra – schnell, mein Taxi wartet, ich muss gehen. Und dann gehen sie zu einem anderen Meister und sagen: „Ich liebe dich auch, bitte gib mir ein Mantra“, und häufen so Mantren an. Wie kann so das Mantra seine Wirkung entfalten?
Vor tausenden von Jahren haben die Menschen dasselbe Mantra gesungen wie wir vorher (beim Bhajan). Der Unterschied ist jedoch, dass die Menschen damals grosse Liebe und Demut in sich spürten. Ein Mantra zu erhalten, ist leicht, aber was wir damit machen und wie wir damit arbeiten, ist eine andere Sache.
Bevor ein Meister ein Mantra vergibt, schaut er, ob die Person reif dafür ist. In vergangenen Zeiten war es eine grosse Ehre, ein Guru Mantra zu erhalten und man musste für mindestens 12 Jahre zunächst dem Guru dienen und selbst dann war es nicht sicher, ob man ein Mantra erhielt.
Dazu erzählte uns Swami dann die Geschichte von Dukhi Krishna beziehungsweise Prabhu Shyamananda.
Bereits als kleiner Junge wollte Dukhi Krishna nichts anderes, als seinem Meister dienen. Im Alter von 14 Jahren ging er zu seinem Meister, der ihm eine einzige Aufgabe gab, nämlich die Pflanzen im Ashram zu wässern. Jeden Tag musste er weite Wege gehen und Wasser in einem grossen Tonkrug auf dem Kopf hin- und hertragen. Diese Aufgabe erfüllte er mit so grosser Liebe und Hingabe, dass er nicht einmal bemerkte, wie der schwere Tonkrug ihn am Hinterkopf verletzte. Die Wunde entzündete sich so stark, dass sogar Maden und Würmer herauskamen. Doch in seiner Liebe bemerkte Dukhi Krishna dies gar nicht. Eines Tages begegnete er seinem Meister, der sah, wie Würmer aus der Wunde traten. Erst als der Meister ihn darauf ansprach, realisierte Dukhi Krishna seine Verletzung. Daraufhin legte der Meister ihm die Hand auf den Kopf, heilte ihn und erklärte, dass seine Aufgabe im Ahsram nun erfüllt sei und er nach Vrindavan gehen solle.
Dort übernahm Dhuki Krishna die Aufgabe, eine ganz bestimmte Strasse zu fegen. Diese Strasse führte zu dem Platz, wo bis heute der Raslila-Tanz von Krishna und den Gopis stattfindet. Eines Tages fand Dukhi Krishna dort ein Fusskettchen, das so wertvoll war, dass es nur einer Königin gehören konnte. Die einzige Königin in Vrindavan jedoch ist Radharani. Radha, zurück in der himmlischen Welt, bemerkte, dass ihr Fusskettchen fehlte, schickte eine Gefährtin zu Dukhi Krishna, um das Fusskettchen zurück zu erbitten. Aber Dukhi Krishna verlangte, dass die wahre Besitzerin selbst kommt, um das Kettchen wiederzuerlangen. Und so kam Radharani, verkleidet als einfaches Dorfmädchen, zu Dukhi Krishna. Er jedoch wollte ihr das Kettchen nur zurückgeben, wenn sie sich ihm in ihrer wahren Form offenbart. Radha, die die Liebe und Hingabe in Dukhi Krishna sah, zeigte sich ihm in ihrer göttlichen Form, gab ihm den Namen Shyamananda und setze ihm ihren Fuss auf die Stirn, was einen Abdruck hinterliess. Dieser Abdruck ist der Punkt, den wir im Tilak tragen, der den Guru repräsentiert. Denn es war die Gnade und göttliche Führung des Gurus, die Dhuki Krishna an den Punkt brachte, dass er die Vision von Radharani haben konnte. Erst wenn wir die Vision des Göttlichen erfahren haben, haben wir das Ziel des Lebens erreicht.
Nach dieser schönen Geschichte fing der Darshan recht spät an und dauerte bis 01.30h morgens. Anschliessend fand bei Marie und Cliven Tirvengadum aus Mauritius für alle Helfer ein Essen mit mauritianischen Gerichten statt, so dass sich Guruji wie zu Hause fühlte.