17. November 2012

Letzter Teil der Pilgerreise


Ostindien mit Swami November 2012 – Teil 4

Heute standen wir um 8 Uhr auf und nach dem Frühstück gingen wir etwa um 9 Uhr zum nahegelegenen, kleinen Devi Tempel. Dort war schon alles vorbereitet für Chandi Path, ein Yagna zu Ehren von Durga Devi. Alle 40 von uns saßen neben dem Yagnakund. Swami bat mich, stellvertretend für die Gruppe die Gebete zu verrichten, da er nicht teilnehmen werde. Der Priester begann  mit der Puja und instruierte mich über jeden Schritt. Er hatte einen „Lehrling“ der ihn unterstützte. Gerade als das Feuer nach allen Reinigungen und Anrufungen entzündet worden war, kam Swami und setzte sich zu uns. Wir rezitierten „Om Aim Hrim Klim Chamundaye Vicche“ 108 Mal, dann folgten verschiedene Devi Gebete und Mantras. Das ganze Gebet dauerte etwa 2 Stunden. Swami erwähnte noch einmal, wie besonders dieser Tempel und die Anwesenheit von Devi dort ist.


Nach Abschluss der Yagna gingen wir nochmals zum Kreem Kund um Aghoreswar Sidharta Gautam Ram Jee zu treffen. Als wir ankamen, fanden wir dort erneut unseren „Freund“ vor, den wir aus seinem friedlichen Schlaf aufweckten. Er sagte uns, dass Gautam Ram Jee beschlossen habe, erst am 16. November zu kommen, weshalb es nicht möglich sei, ihn zu treffen. Jedoch, wenn Swami bei der nächsten Pilgerreise im Februar zurückkomme, sei es möglich, ihn zu treffen.


Wir blieben noch einige Zeit dort und plauderten mit dem Aghori, der offenbar diese Ecke des Tempels als sein zeitweiliges  „openair“ Haus benützte, da er all seine Habseligkeiten und sein „Bett“ dort hatte. In seiner humorvollen und heiteren Art erzählte er uns noch mehr über den Aghora Lebensstil. Er sagte, dass alles, was er erreicht habe, alle seine Siddhis, wie zum Beispiel fähig zu sein „die Sonne zu berühren“, durch die Augen eines Vogels zu sehen, oder an zehn Orten gleichzeitig zu sein usw. er dadurch erreicht habe, dass er seinen ganzen Fokus auf seinen Guru, Aghoreshwar Baba Bhagwan Ram (der 1992 verstarb) richte. Sein Guru „gebe“ ihm alles. Er sagte weiter, dass es keine speziellen Sadhanas gäbe, welche die Aghoris ausführten - ihr Sadhana sei ihr Guru und was immer dieser ihnen gebe, würden sie ausführen.


Während dieses Gesprächs kamen zwei „typische“ Aghoris in den Tempel, ganz in schwarz gehüllt, mit einem schwarzen Turban, dicken Ketten um ihre Hälse und mit langen Bärten. Sie gingen recht schnell von einem Gebetsplatz zum anderen, begleitet von zwei anderen Männern. Als er das sah, lachte unser Freund und sagte, dass er nicht unterscheiden könne, ob diese „Babas“ nun wirklich echt oder bloß Schwindler seien. Er sagte, dass die äußerliche „Show“ für einen echten Aghori nicht wichtig sei, tatsächlich könne ein Aghori ganz normal gekleidet sein, normaler als diese sogenannten spirituellen Menschen. Alle Göttlichkeit und Macht ist im Innern. Er sagte, die Liebe und besonders die zum eigenen Guru und auch zum eigenen Ishta Dev sei alles was zähle. Auch die sogenannten „Naga Babas“, die ganz nackt umher laufen, auch da sei praktisch kein echter Naga Baba mehr vorhanden. Es seien meistens Bettler die um Geld betteln.

Er sagte uns, dass diese Leute heute hierherkommen (zum Kreem Kund) wegen Divali, dem Lichterfest und dass sie in der Nacht ihr Sadhana auf dem Friedhof machen würden. Wir fragten ihn, ob er das auch machen würde heute Nacht auf dem Friedhof. Er antwortete, dass er diese Nacht nicht gehen würde, dass ihn das nicht kümmere, er gehe wann immer er gehen wolle…… Jedenfalls, sagte er, für ihn sei der beste Friedhof Kreem Kund, er sei besser als alle andern, denn hier sei nicht die Grabstätte von „normalen“ Menschen, sondern die von Aghori Heiligen, was (deren Energie) einen großen Unterschied mache um die eigenen Sadhana zu verbessern. Weiter sagte er, dass Kreem Kund der allererste Kremationsort oder Friedhof von Varanasi sei. Es sei Baba Keen Ram gewesen, der Feuer von der Kremationsstätte gebracht und das Dhuni (das Heilige Feuer) hier entzündet habe. Seit damals, vor mehreren hundert Jahren, brenne immer noch dasselbe Dhuni und das einzige Prasad, das den Devotees gegeben werde, sei die Asche von Baba Keena Ram’s Dhuni.

Es war wirklich schön und äußerst interessant wieder mit diesem demütigen und einfachen Mann sprechen zu können. Wir verabschiedeten uns von ihm und gingen zum Hotel zurück. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt bei einem kleinen Kalitempel wo eine überlebensgroße Kalistatue für die Divali-Feierlichkeiten aufgebaut worden war:


Zurück im Hotel nahmen wir das Mittagessen ein und die verbleibende Zeit war „Freizeit“.

Da es Divali oder Deepavali war gab es in der Nacht überall viel Feuerwerk. Die ganze Stadt war erfüllt vom Lärm der lauten Explosionen der Feuerwerkskörper. Bereits am Nachmittag ließen Kinder Feuerwerk los. Einige streuten ganz einfach Schwarzpulver auf den Boden und zündeten es an. Es fühlte sich nicht unbedingt sicher an, durch die Straßen zu gehen mit all diesen „Bomben“, die hochgingen. In der Nacht stieg Swami aufs Dach des Hotels und hatte einen riesen Spaß, zusammen mit dem Personal des Hotels Feuerwerk anzuzünden. Der Lärm in der Stadt dauerte natürlich die ganze Nacht über an.

Am nächsten Tag war es Zeit, Varanasi „Ade“ zu sagen. Wir reisten gegen Mittag mit Boot, Bus und Flugzeug zurück nach Kolkata, wo wir etwa um 9 Uhr abends im Hotel eintrafen. Früh am Morgen des nächsten Tages gingen einige noch nach Dakshineshwar um Kali zu sehen und anschließend nach Kalighat, ebenfalls um Kali zu sehen . Dort gelang es mir noch eine Tara zu kaufen. Swami hatte mich darum gebeten für unseren Kalitempel in Springen. Schließlich fanden wir zum Hotel zurück, checkten aus, fuhren zum Flugplatz… und flogen nach Hause zurück…..

Wir hatten eine wirklich wundervolle Zeit in Indien, wir waren gesegnet von der Gegenwart vieler Heiligen, von Götter und Göttinnen und was am erhebendsten war, wir waren 14 Tage in der Gegenwart unseres über alles geliebten Guru, Sri Swami Vishwananda!!!

Jay Guru Dev!