Paartha hat uns einen sehr langen aber auch wunderbaren Bericht der ersten Tage mit Swamiji in Indien geschickt:
Ost-Indien mit Swami, November 2012
Wir (der größte Teil der Gruppe) kamen gestern morgen, nach einer langen Reise von Frankfurt via Dubai, in Kolkata an.
Nachdem wir die Passkontrollen durchlaufen und unser Gepäck, welches glücklicherweise vollständig angekommen war, abgeholt hatten, wurden wir von unserem Reiseführer Gurdeep empfangen, der uns zum Bus brachte. Die Busfahrt vom Flughafen zum Hotel dauerte etwa 50 Minuten durch den Verkehr von Kolkata (Taxis, Rikshas, Menschen, Lastwagen, Kühe, Hunde, Fahrräder, Motorräder etc.). Bei unserer Ankunft im Hotel bekamen wir zur Begrüßung sogar Girlanden aus frischen Blumen umgehängt. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gab es eine Begrüßungsrunde mit allen Teilnehmern der Pilgerreise. Wir stellten fest, dass wir eine sehr gemischte Gruppe sind, Teilnehmer aus Russland, Deutschland, der Schweiz, Polen, Italien, Großbritannien, Österreich und eine kleine Gruppe aus Portugal.
Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten zog es mich, da wir ja in Kolkata waren, sehr stark in Richtung Dakshineshwar, wo Mahakali wartet. Letztlich fand ich noch drei weitere Interessenten, die noch fit genug waren und auch bereit ein Taxi mit mir zu teilen und wir fuhren in einer einstündigen Fahrt nach Dakshineshwar. Das war eine der längsten Stunden für mich… Als wir endlich ankamen war es schon dunkel. Man fährt durch eine belebte Straße, voll mit Läden die alle möglichen Kali Artikel verkaufen. Am Ende der Straße fährt man durch das Tor, wo das Taxi parken kann. Wenn man dort einmal drin ist, wird es jedenfalls sehr ruhig und friedvoll. Wir kauften etwas Prasad (Blumen, Räucherwerk, Sari etc.) und betraten das riesige Tempelgelände. Wir kamen zum Haupttempel, wo gerade das Aarti durchgeführt wurde. Unser Taxifahrer, der unser Führer wurde, brachte uns auf die andere Seite, wo wir das Aarti anschauen und Darshan von Maa erhalten konnten, nur ein paar Meter entfernt, direkt hinter dem Priester, der das Aarti durchführte. Dakshineshwari Kali, oder Bhavatarini, steht da in der Mitte des Altars, sehr beeindruckend. Ihre Augen sind sehr ernsthaft und schauen einem direkt ins Herz. Mit Ihren linken Händen enthauptet Sie den Dämon, mit den rechten nimmt Sie Ihren Anhängern alle Ängste, gibt Ihren Segen und erfüllt alle Wünsche derer, die sich als Ihre Kinder betrachten und voller Liebe und Vertrauen zu Ihr beten.
Das Aarti dauerte noch etwa weitere 30 Minuten, es saßen oder standen viele Menschen dort die sangen und trommelten, alle waren total auf Maa fokussiert. Aber egal wie viele Ihrer Kinder da sind, Sie hört sie alle und hört ihnen unermüdlich zu und dient ihnen. Nach dem Aarti waren wir die Ersten, die ins Sanktum konnten um unsere Blumen etc. darzubieten. Der Priester nahm unsere Darbringung und gab sie Ihr. Dann gab er uns anderen Prasad und Blumen, die Ihre Göttlichen Füße berührt hatten, welche auf der Brust Ihres Ehemannes standen und wir mussten das Sanktum wieder verlassen.
Draußen erhielten wir etwas Kumkum auf unsere Stirn. Dann gingen wir über den Platz zum Shiva Tempel. Dort stehen 12 kleinere Tempel in einer Reihe, diese repräsentieren die 12 Jyotir Lingams, die in ganz Indien gefunden wurden. Um diese sind wir ebenfalls außen herumgelaufen. Dann besuchten wir die einfachen Räume, in denen Ramakrishna & seine Ehefrau Sarada Devi wohnten.
Es war wirklich etwas Besonderes, auf demselben Gelände herumzulaufen, auf dem sich Sri Ramakrishna, während er Maa als Priester diente, so viele Jahre lang bewegt hatte, genauso wie viele Heilige, die Ramakrishna zu seinen Lebzeiten begegnet sind. Die Atmosphäre des Tempels ist sehr friedvoll und der ganze Ort wird sehr sauber gehalten. Und außer der Elektroinstallation sieht der Ort immer noch genauso aus wie zu Ramakrishnas Lebzeiten, es fühlt sich an als ob man ihm jeden Moment begegnen könnte…
Nachdem wir den Tempel verlassen hatten, hielten wir auf dem Rückweg in der “Park Street” an, um Saris und Kurtas zu kaufen. Diese Straße ist voll mit Marktständen und Läden, dieses Mal mit richtigen indischen Produkten… ich habe sogar eine kleine Krone für unseren Krishna in unserem Tempel in Shree Peetha Nilaya gefunden… Endlich kehrten wir dann in unser Hotel zurück um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen…
Heute standen wir um 6 Uhr morgens auf um zu frühstücken, da wir um 6:45 Uhr schon im Bus sitzen mussten um Swami vom Flughafen abzuholen. Ich schaffte es sogar um 6:44 mein Tilak fertig zu haben und war nicht einmal der Letzte, der in dem Bus stieg. Am Flughafen mussten wir „airport tickets“ für 60 Rupien pro Ticket kaufen, um in den Flughafen hineinzukommen. Nach nur 10 Minuten des Wartens kam Guruji an. Jeder war natürlich sehr aufgeregt ihn zu treffen.
Nachdem er seine indische Kleidung angezogen hatte, stiegen wir alle in den Bus und fuhren zu dem ersten Tempel unserer Tour, den Kalighat Tempel. Kalighat ist eine der 51 Shakti Peeths in Indien, es ist der Ort an dem Sati’s Zeh auf die Erde fiel. Die Umgebung des Tempels war sehr belebt und farbenfroh! Es muss ein ziemlicher Kulturschock für all die Teilnehmer gewesen sein, die hier zum ersten Mal waren. Fast die Hälfte der Teilnehmer war noch nie zuvor in Indien und der Kalighat Tempel ist ganz sicher anders als alles, was sie bisher gesehen haben. Nachdem wir den Tempel betreten hatten, mussten wir unsere Schuhe ausziehen und betraten einen „nicht sehr sauberen“ Tempelboden. In diesem Tempel ist Sie in der Form eines Steines mit großen Augen und einer großen Zunge darauf präsent. Nachdem wir Darshan bekommen hatten und fast von ein paar sehr eifrigen Leuten erdrückt worden wären, wurden wir in den Raum hinter dem Sanktum geführt, wo wir einige Zeit sitzen und meditieren konnten. Guruji hat es sehr genossen, dort Kali zu “begegnen”.
Kurz nach dem Essen kamen wir an Mutter Teresas Haus an. Wir besuchten ihren Samadhi (Grabmal). Am Eingang war ein für indische Verhältnisse seltsames Schild angebracht. Darauf war zu lesen: „Bitte NICHT die Schuhe ausziehen“... Drinnen war es sehr still und die Atmosphäre war sehr friedvoll. Swami und alle anderen meditierten etwa 15 Minuten lang neben Mutter Teresas Grabmal. Danach besuchten wir eine kleine Ausstellung über ihr Leben im Nebenzimmer. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wieviel Hingabe diese Frau in sich hatte um einen Unterschied in der Welt machen zu wollen, einen Unterschied für diejenigen, die weniger als nichts hatten. Einer ihrer Zitate war “Ich möchte, dass die Menschen da draußen nicht mehr mich sehen, sondern dass sie statt meiner Jesus sehen” So groß war ihre Liebe für Christus, dass sie völlig in Seiner Person aufgehen wollte. Sie sagte außerdem, dass die Leiden, die Christus am Kreuz ertragen musste, die gleichen Leiden seien, die sie heute bei den Menschen auf der Straße sehe. Ihr Zimmer, in dem sie lebte und arbeitete - nicht größer als unsere kleinen Zimmer in Springen - lag direkt über der Küche, wo es tagsüber extrem heiß wurde. Trotzdem hat sie sich nie beschwert und bewohnte dieses Zimmer ihr ganzes Leben lang. Die Schwestern waren sehr lieb und gaben uns kleine Stücke von Mutter Teresas Kleidung. Trotz (oder vielleicht gerade wegen?) der rauen Bedingungen und dem harten Leben das sie führen, hatten alle, ohne Ausnahme, ein breites Lächeln im Gesicht und ihre Augen funkelten vor Glück. Man konnte sehen, dass sie wahrhaftig ihr ganzes Leben und Sein gegeben hatten um Christus zu dienen, indem sie den Menschen dienen.
Nachdem wir Mutter Teresa verlassen hatten, gingen wir Jagadbandhu Prabhu besuchen. Er wird als Inkarnation von Nithyananda betrachtet, der Bruder von Chaitanya. Er war nur 27 Jahre alt als er starb. Er wird im Buch “Saints of Bengal“ erwähnt, das manche von euch vielleicht gelesen haben. Wir wurde von den Priestern in diesem Tempel herzlich empfangen. Obwohl sie weder Englisch noch Hindi (nur Bengali) sprachen, war es trotzdem ein schöner „Austausch“.
Der nächste Tempel den wir besuchten war „Shri Shri Mahanam Angan“, der Chaitanya und anderen Heiligen gewidmet ist, die das Chanten der Göttlichen Namen lobpreisen. Wir blieben nur eine kurze Zeit, da der Vortrag auf Bengali gehalten wurde und keiner von uns wirklich verstand, worum es geht. Der Vortrag war sowieso schnell vorbei, denn als wir am Bücherstand standen um ein paar Bücher und Bilder zu kaufen, gab es einen Stromausfall und der ganze Tempel lag im Dunkeln (und in Stille).
Am nächsten Tag ging es um 9 Uhr morgens los. Wir fuhren ungefähr eine Stunde zum Tempel von Dakshineshwar. Dort kauften wir ein paar schöne Hibiskus Girlanden, da Kali Maa roten Hibiskus liebt, genauso wie Ringelblumen.
Wir stellten uns etwa 15 Minuten zum Darshan an und hatten dann die Möglichkeit (in meinem Fall zum zweiten Mal) Dakshineshwari Kali zu begrüßen, die gleiche Murti, welche viele Jahre lang von Ramakrishna verehrt wurde. Dann gingen wir zu seinem Haus wo wir meditierten. Es war sehr, sehr schön dort zu sitzen und Seine Göttliche Energie aufzunehmen. Es war ein sehr großer Kontrast zum Kalighat Tempel, den wir am Tag zuvor besucht hatten. Swami sagte, dass Kali in beiden Tempeln gleichermaßen präsent ist aber zu dem in Dakshineshwar kommen die Leute nicht einfach weil sie Kali um Dinge bitten oder anbetteln wollen, sondern sie kommen aus Liebe und Hingabe, das ist der Grund warum Sie hier viel lieblicher ist als in dem anderen Tempel. Dann hatten wir eine Stunde Zeit zum Shoppen, was natürlich von den meisten sehr begrüßt wurde. Auch ich schaffte es, ein paar Kali-Devotionalien zu kaufen :)
Zurück im Bus, nachdem wir ungefähr 20 Minuten lang versucht hatten, in einer engen Straße um eine Kurve zu kommen, schafften wir es dann letzten Endes doch noch erfolgreich, uns auf den Weg nach Ramakrishna Math, dem Hauptquartier der Ramakrishna Mission zu machen, die von seinem größten Schüler, Swami Vivekananda, gegründet wurde. Es war sehr beeindruckend, dieses große Gelände mit Universität, Schulen und Tempeln anzuschauen. Leider durften wir keine Fotos machen. Dort war außerdem Ramakrishnas Mahasamadhi, ebenso der von Sarada Devi, seiner Ehefrau und spirituellen Partnerin. Ich empfand ihre Präsenz dort als besonders stark und zum ersten Mal gelang es mir, mich mit ihr in meinem Innern zu „verbinden“, worüber ich mich sehr gefreut habe. Besonders toll war es, das Museum zu besuchen mit all den Gegenständen, Kleidern etc., die sie und ihr Ehemann benutzt haben und wir konnten dadurch an ihrem Leben und ihrer Energie teilhaben. Als wir endlich aus dem Museum herauskamen war es schon dunkel und wir hatten nicht mehr genug Zeit zum Baba Lokenath Tempel zu fahren, der schon um 19 Uhr schließt.